Das Steinkauz-Projekt                     im nördlichen Emsland

von Manfred Trzoska

Endlich konnten wir uns aufraffen, etwas für den Steinkauz zu tun, der in Niedersachsen als vor dem Aussterben bedroht gilt. Uns war seit Jahren ein Brutpaar zwischen Aschendorfermoor-Siedlung und Papenburg bekannt und ständig hatten wir Sorge, dass es mit diesem Vorkommen bald aus sein könnte. Im Herbst 2009 machten Kalle Augustin und Manfred Börger den Anfang und brachten 5 Brutröhren in dem Umkreis dieses Brutpaares unter, um zum einen eine Ausweichmöglichkeit zu bieten, falls die Abholzung der alten Obstbäume mit den Baumhöhlen und die Schließung des Loches an der Traufe des Daches erfolgen sollte, und um mit den weiter entfernt aufgehängten Röhren den ausfliegenden Jungvögeln eine Unterkunft zu bieten.
Inzwischen wurde im Rahmen einer Brutvogelkartierung durch Heiko Rebling südlich von Brual ein weiteres Vorkommen gefunden. Tatsächlich bekamen wir, Loek Bosman und ich, dort im zeitigen Frühjahr eine prompte Antwort auf unsere abgespielte Klangatrappe, und zwar reagierte ein komplettes Brutpaar.
Im Vorfrühling (Februar bis April) 2010 begannen wir mit der nächtlichen systematischen Suche nach weiteren Steinkäuzen, das heißt, dass wir die ländlichen Gegenden im Dunkeln abfuhren und alle 200 bis 300 Meter anhielten und einige Male mit der Boogie-Maschine den Ruf eines Steinkauzes abspielten und zwischendurch immer wieder lauschten. Erst 2011 fanden wir zwei weitere offensichtliche feste Vorkommen. Ein oder mehrere Paare befinden sich nordwestlich von Brual und ein frühmorgendlicher Rufer wurde, wenn auch schon weit aus unserem Bereich entfernt, westlich von Bunde/Rheiderland entdeckt. Ein Kauz rief unaufgefordert mehrmals unmittelbar an der Oldenburger Straße in der Siedlung Aschendorfermoor. Ein weiterer Kauz antwortete in Papenburg-Obenende in der Nähe des Saalbetriebs Schulte-Lind, aber weitere Besuche konnten keine Reaktion mehr entlocken, was auf einen umherstreifenden Jungvogel schließen ließe. Wie dem auch sei – wir werden auf alle Fälle jedes Jahr an solchen Stellen weiter locken und horchen.
Im Spätsommer brachten wir nördlich von Aschendorfermoor-Siedlung bis hinunter zur Oldenburger Straße noch etliche weitere Steinkauzröhren an. Fünf bekamen wir vom Landkreis gestiftet, eine weitere, sehr gute (mit Marderlabyrinth) fanden wir im Schuppen eines Naturfreundes und Jägers in meiner Nachbarschaft und der Rest wurde eigenhändig gebastelt. Die Steinkäuze südlich Brual bekamen noch Zweit- und Drittwohnungen im Deichvorland der Ems und etwas weiter weg für Jungvögel in den Aschendorfer Wiesen. Im Herbst 2011 wurde die Gegend nordwestlich von Brual mit 3 Röhren versehen. Bis ins südliche Rheiderland haben wir es leider nicht mehr geschafft. Insgesamt konnten wir nun 21 Röhren aufhängen.
Wie die Zeugen Jehovas mussten wir an den Türen klingeln (die Klingeldrähte schienen fast immer mit dem Schwanz eines Hundes verbunden zu sein), mit einer Steinkauzbroschüre in der Hand, und wir hatten immer eine gute Resonanz und wurden nirgends abgewiesen.
Gern würden wir unser kleines Vorkommen mit dem guten Vorkommen im südlichen Emsland verbinden, um einer genetischen Verarmung entgegenzuwirken, aber das Verschwinden von Grünland macht uns da wohl einen Strich durch die Rechnung. Südlich von Dörpen scheinen kaum noch geeignete Biotope für Steinkäuze vorhanden zu sein. Steinkäuze brauchen zur Nahrungssuche weite Bereiche mit kurzer Vegetation, wie etwa Pferdeweiden, um Großinsekten und Mäuse zu jagen und Regenwürmer aus dem Boden zu ziehen. In einer Gegend, wo nur Ackerland vorhanden ist, ist es zwecklos Steinkauzröhren aufzuhängen.
Besuchen Sie uns bei facebook

Sie haben Fragen und
Anregungen zum Thema:

NABU-Mitgliedschaft, Tierschutz, Nisthilfen
Massentierhaltung?

Telefon 0 59 31 / 4 09 96 30
Mo. 16-18 Uhr, Di. 10-12 Uhr

Akuelles aus Niedersachsen:

EU verklagt Deutschland (Mon, 18 Mar 2024)
>> Mehr lesen

NABU klagt gegen vierstreifigen Ausbau der E233 (Thu, 14 Mar 2024)
>> Mehr lesen

Empfehlen Sie diese Seite auf:

Druckversion | Sitemap
© NABU Emsland Nord, Papenburg